"Der Schatten."
In eigener Sache, ein kurzes Statement vorab:
beim Schreiben kommen die Gedanken oft unsortiert und ungefiltert. Manchmal kommt es mir so vor, dass ich einen Beitrag zu einem bestimmten Thema angefangen, und zu einem anderen beendet habe. Es ist nicht so tragisch, im Nachhinein kann ich immer noch den Gedankenlauf nachjustieren, neu strukturieren und in Form bringen.
Schließlich bin ich keine gelernte Journalistin und keine Lektorin. Aber auch das ist egal.
Ich bin eine Schreibende 😊. Ich schreibe, weil ich Freude daran habe, weil ich die Sprache großartig finde, weil ich gerne meine Gedanken mit Euch teile.
Dieser Blog gibt mir die Möglichkeit meine Welt und das Leben aus meiner Perspektive zu zeigen. Dabei wird nicht immer die allgemeine oder die einzelne Meinung vertreten sein. Es handelt sich um keine universelle Wahrheit, sondern um die Meine.
Ich habe meinen letzten Beitrag noch mal in Ruhe gelesen und festgestellt, dass ich recht optimistisch an das Thema „Selbstreflexion“ rangegangen bin: wir setzten uns hin, kommen zur Ruhe, schauen bei uns selbst vorbei, stellen uns ein paar Fragen, die wir dann mit einer absoluten Ehrlichkeit beantworten … Nicht so einfach, oder?
Es hört sich so leicht, und fühlt sich so schwer an.
Die Selbstreflexion ist anstrengend und gleichzeitig notwendig. Sie bildet einen fundamentalen Baustein in unserem Prozess der Selbstfindung und des Wachstums.
Nicht immer gelingt es uns, sich mit der eigenen Seele zu verbinden und in die Tiefe unserer Psyche zu gelangen, um sich mit dem inneren „Ich“ auseinanderzusetzen. Selbstkritik, negative Gedanken und Angst versperren uns oft den Weg dorthin. Wir tun uns schwer, die bequeme und bewährte Komfortzone zu verlassen.
Wenn wir es aber trotzdem schaffen und uns in die Tiefe des Daseins begeben, treffen wir womöglich auf eine, uns bis jetzt unbekannte Welt. Eine Welt voller unterschiedlicher Gefühle.
Nicht jedes Empfinden heißen wir dann herzlich willkommen, nicht alle Emotionen lassen wir gerne zu. Am liebsten möchten wir nur die guten Gefühle spüren und alles, was für uns unangenehm ist, weisen wir dann von uns, verbergen gerne in unserer Tiefe, halten dort fest und lassen nicht ans Licht kommen.
So entsteht unser mächtiger Schatten. Ein Schatten, der aus all dem Unbekannten und Unbewussten in uns, aus verdrängten Gedanken, Gefühlen, Wünschen und Eigenschaften besteht.
Als ich mich auf meine Reise ins Unbekannte begeben habe, war mir überhaupt nicht bewusst, wie viel Arbeit es bedeutet, nach und nach, Schicht für Schicht die Schleier, die meine versteckten und zum Teil auch vergessenen (dachte ich) Gefühle verdeckten, zu entfernen.
Wie viele Gefühle in mir immer noch schlummern, die mein Blutdruck hoch gehen lassen und mir ein starkes Herzklopfen bereiten. Gefühle, die mir auch mal die eine oder andere Träne beschenken.
Sich dem eigenen Schatten zu stellen ist nicht einfach. Es erfordert auf einer Seite Mitgefühl und Selbstliebe, auf der Anderen - jede Menge Geduld, Ausdauer und Mut.
In der Tiefe unserer Seele warten viele Überraschungen auf uns. Überraschungen, die wir vielleicht gar nicht erfahren möchten. Indem wir uns mutig den dunklen Teilen unserer Psyche stellen, können wir eine tiefe Heilung erfahren und uns nicht nur von den Fesseln der Vergangenheit, sondern auch von all den unangenehmen Gefühlen, Schuldzuweisungen, Enttäuschungen und seelischen Schmerzen, befreien.
Anstatt unsere dunklen Seiten zu verurteilen oder zu unterdrücken, können wir lernen, sie mit Liebe anzunehmen und zu integrieren. Denn sie sind ein Teil von uns und gehören zu unserem Leben, wie die Luft, die wir atmen.
Unser Schatten ist unser verstecktes Potenzial. Wenn wir bereit sind ihn zu akzeptieren, zuzulassen und in unsere Leben mit einzubeziehen, kann eine enorm starke Kraft entstehen. So wie Yin und Yang eine Einheit bilden, so wird der Schatten uns zu unserer Ganzheit behelfen.
Wäre es nicht hilfreich und befreiend, unsere inneren Wiedersprüche und verdrängten Emotionen als Quelle der Stärke und Kreativität zu erkennen? Als die starke Kraft, die wir zu unserem Wachstum nutzen können?
So öffnet sich für uns, eine bis jetzt versperrte Tür. Die Tür, die uns auf den Weg, zu einer tiefgreifenden Transformation und einem tieferen Verständnis dessen, wer wir wirklich sind, führt.
Was aber tun, wenn die Angst die Überhand gewinnt und uns in der angenehmen, bekannten Komfortzone gefangen hält?
Meine Antwort darauf heißt: Liebe. Aus Liebe zu sich selbst, aus Liebe zum Leben, aus Liebe zum eigenen Leben - einfach mutig sein.
"Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern trotzdem weiterzumachen, auch wenn man Angst hat." (Paulo Coelho).
Aber Vorsicht! Nicht jeder Mensch kann und will diese Erfahrung erleben und sich dem eigenen Schatten stellen. Nach wie vor lebt jeder von uns in seiner eigenen Welt mit seiner eigenen Kriterien.
Vielleicht mag jemand diesen Weg allein beschreiten; vielleicht möchte der andere eine therapeutische Begleitung in Anspruch nehmen. Auch hierzu gibt es viele Möglichkeiten und Angebote, die uns bei der Schattenarbeit helfen und unterstützen können. Und wie immer an dieser Stelle, ein guter Rat von mir: arbeitet bitte mit einem qualifizierten und erfahrenen Therapeuten oder Coach zusammen.
Die Schattenarbeit ist keine einfache Reise, aber sie ist eine Reise, die sich lohnt. Wo der Schatten ist – ist auch das Licht. Indem wir uns unseren dunklen Seiten stellen, bringen wir das Licht in uns zum Strahlen. Unser Weg wird heller und deutlicher zu erkennen sein. Mit jedem Schritt kommen wir unserer Vision etwas näher. Der Vision, ein Leben voller Selbstakzeptanz, Authentizität und Erfüllung zu leben. Es geht doch immer noch, nur um das eine – das Glücklichsein.
Möge diese Reise neue Erkenntnisse, Heilung und inneren Wachstum mit sich bringen!
"Nimm dich selbst in die Hand, denn niemand sonst wird es tun." (Napoleon Hill)
In diesem Sinne schaue ich weiterhin nach meinen versteckten, tief in meiner Seele verborgenen „Schätzen“. Mal sehen, wie es weiter geht. Das erfahrt ihr sicherlich in der nächsten Folge von:
Joanna´s World
(Frau Müller erklärt die Welt)
Die Fortsetzung folgt bestimmt!